Mittelberg-Linie, pure Entschleunigung

Jaun - abländschen - Mittelbergpass - Saanen - Gstaad

Die neue PostAuto Linie 185 führt von Jaun ins abgelegene Bergdorf Abländschen. In der Streusiedlung am Fusse der markanten Gastlosenbergkette sind heute noch rund 30 Einwohner beheimatet. Die kurvige und äusserst schmale Bergstrasse windet sich anschliessend weiter auf den Mittelbergpass hinauf. Ohne viel Zeit zu verlieren braust das Elektro-PostAuto durch das Grischbachtal talauswärts bis zum Bahnhof von Saanen.

In Jaun Bergbahnen startet die erste elektro-PostAuto Berglinie der Schweiz
In Jaun Bergbahnen startet die erste elektro-PostAuto Berglinie der Schweiz

12.185, Jaun - Abländschen -  Saanen  (Mittelberg-Linie)

Die Haltestelle Jaun, Bergbahnen liegt an der tpf Buslinie Boltigen - Jaunpass - Broc (20.260). Seit dem Sommer 2023 bildet sie zudem den Ausgangspunkt der Mittelberg-Linie. Die von der Gemeinde Saanen und der PostAuto AG neu eingeführte Strecke verbindet in der Sommersaison vier mal täglich das Greyerzerland mit dem Obersimmental. Die eindrückliche einstündige Reise führt vorbei am abgeschiedenen Bergdorf Abländschen hinauf auf den Mittelbergpass und anschliessend weiter durchs Grischbachtal hinunter bis nach Saanen.

Im ersten Betriebsjahr kam ein blaues Testfahrzeug aus Interlaken zum Einsatz
Im ersten Betriebsjahr kam ein blaues Testfahrzeug aus Interlaken zum Einsatz

Als erste saisonale PostAuto-Berglinie der Schweiz wird sie zudem vollkommen elektrisch betrieben. Zum Einsatz kommt ein neun Meter langer Elektrobus des Typs Solaris Urbino LE Electric. Im ersten Betriebsjahr war das eingesetzte Testfahrzeug noch in einem blauen Farbkleid unterwegs, seit 2024 sehen jedoch "richtige" gelbe PostAutos auf der Mittelberglinie im Einsatz. Doch zur Reise. Sobald alle Wanderbegeisterten und Ausflügler im Bus Platz genommen haben, kann die entschleunigte Fahrt los gehen. Mit einem leisen Surren setzt sich der E-Bus in Bewegung und passiert die Talstation der Gastlosen Sesselbahn.

Den Ortseingang von Abländschen ziert eine schöne Holztafel
Den Ortseingang von Abländschen ziert eine schöne Holztafel

Nach dem Ortsteil Weibelsried liegt die Zivilisation dann definitiv hinter einem. Die einspurige Bergstrasse folgt nun dem Verlauf des Jaunbachs, oder Jäunli wie die Einheimischen ihn liebevoll bezeichnen. Die Fahrt führt eingebettet zwischen der majestätischen Gebirgskette der Gastlosen zur rechten und dem Hundsrügg auf der linke Seite weiter taleinwärts. Nach rund vier Kilometer wird bereits die Grenze zum Kanton Bern überfahren. Kurze Zeit später erreicht der Linienbus die Streusiedlung Abländschen. Beim Restaurant Ziitbödeli, welches sich am "Ortseingang" befindet,

Das PostAuto fährt gerade am Restaurant Ziitbödeli vorbei
Das PostAuto fährt gerade am Restaurant Ziitbödeli vorbei

lohnt es sich die Reise zu unterbrechen und ruhige Genussstunden im Gasthaus zu verbringen. Denn so lässt sich die reizvolle Landschaft am Rande der Abgeschiedenheit am besten erleben. Denn nicht umsonst gehört das auf 1`300 Meter liegende Bergdorf zu den abgelegensten Ortschaften des Kantons Berns. Die wichtigsten Erwerbszweige bilden bis heute die Viehzucht, Milch-, Alp- und Forstwirtschaft. Allerdings gibt es nur noch vier Landwirtschaftsbetriebe in Abländschen. Wie andere Randregionen auch, hat das Bergdorf mit der Abwanderung zu kämpfen.

Der Elekrobus hat soeben bei der Chappelmatte gewendet und fährt nun zurück zur Abzweigung
Der Elekrobus hat soeben bei der Chappelmatte gewendet und fährt nun zurück zur Abzweigung

Diese wird beschleunigt durch den stetigen Abbau der Infrastruktur. So wurden etliche dorfeigene Einrichtungen wie die Schule, die Feuerwehr und die Post geschlossen. Auch der Dorfladen und die Skilifte sind verschwunden. Die neue PostAuto-Linie soll den rund 30 verbleibenden Einwohnern Perspektiven geben und den sanften Tourismus im Tal fördern. Dazu trägt auch das neu umgebaute Berghotel zur Sau bei, welches das PostAuto auf der kurzen Stichfahrt zur Chappelmatte passiert. Hier befindet sich das schmucke Bergkirchlein, welches 1612 errichtet wurde.

Das PostAuto lässt die Streusiedlung hinter sich
Das PostAuto lässt die Streusiedlung hinter sich

Auf dem mit Holzschindeln verkleideten Satteldach befinden sich zwei Glocken, welche bis heute von Hand geläutet werden. Nachdem das PostAuto vor dem Pfarrhaus gewendet hat, fährt es wieder zurück zur Mittelbergstrasse. Diese verwandelt sich nun in eine (noch) spektakulärere Passstrasse. Ab dem Jaungrund schmiegt sich die Strasse mit mehreren Serpentinen den Berghang hoch. Unterwegs wird das Landschaftsbild von den Gastlosen geprägt. Der zwischen 1´800 und 2´200 Meter hohe Gebirgszug aus markanten Kalkfelsen wird auch als Saanenländer Dolomiten bezeichnet. 

Die schmale Strasse sucht sich den Weg durch das bewaldete Grischbachtal
Die schmale Strasse sucht sich den Weg durch das bewaldete Grischbachtal

Das Elektro-PostAuto kämpft sich derweil auf der kurvigen Passstrasse weiter bergwärts, bis der Linienbus nach rund 30 Minuten auf dem 1`633 Meter hohen Mittelbergpass eintrifft. Dieser bildet im Sommer den Ausgangspunkt von zahlreichen Wanderungen, wie z.B zur SAC Grubenberghütte. Ohne gross Zeit zu verlieren, nimmt das Fahrzeug der Post die Talfahrt ins Saanenland in Angriff. Die Route über den Mittelbergpass ist auch auf dieser Seite so schmal, das selbst ein Kreuzen mit einem Velo zur Herausforderung wird. Doch zum guten Glück ist der Übergang wenig bekannt und der Verkehr hält sich dementsprechend in Grenzen.  

Geschafft, auf dem Bahnhofsplatz endet diese traumhafte Reise
Geschafft, auf dem Bahnhofsplatz endet diese traumhafte Reise

Mit mehreren Haarnadelkurven windet sich die einspurige Strasse nach Les Adannes hinunter. Kurz vor der Haltestelle wird der Grischbach überquert, welcher zugleich die Kantonsgrenze zu Waadt bildet. So tuckert der blaue Elektrobus auf der "welschen" Talseite weiter zur Sagibrügg. Die enge Strasse folgt dabei dem Flussverlauf des Grischbach, welche auch dem dichtbewaldeten Tal seinen Namen gab. Am Talausgang wechselt man erneut die Flussseite und somit auch wieder den Kanton und trifft wenig später im Saaner Ortsteil Unterbort ein. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Bahnhof Saanen, wo diese herrliche Fahrt nach einer Stunde endet. 

Einfahrt der Linie 183 am Bahnhof von Saanen
Einfahrt der Linie 183 am Bahnhof von Saanen

12.183, Saanen - Gstaad

Saanen bildet seit jeher das historisches Herz des Saanenlandes und gilt als eines der schönsten Chaletdörfer des Berner Oberlandes. So gehört das Dorf auch zum Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz. Tradition, Kunsthandwerk und eine Prise Mondäne verleihen der Fussgängerzone einen ganz besonderen Charme. Für eine bequeme und rasche Verbindung ins Nachbarsdorf Gstaad, welche übrigens auch zur Grossgemeinde Saanen gehört, sorgen die beiden PostAuto-Linien 180 und 183.

  

Die Linie 180 verkehrt ab Gstaad weiter über den Col de Pillon nach Les Diablerets
Die Linie 180 verkehrt ab Gstaad weiter über den Col de Pillon nach Les Diablerets

Diese verkehren rund halbstündlich zwischen den beiden Tourismusdestinationen. Da das schmucke Dorfzentrum seit einigen Jahren autofrei ist, verlässt das PostAuto den Bahnhofsplatz über eine schmale Nebenstrasse, welche beim Campingplatz in die Hauptstrasse mündet. So braust der Linienbus am Saaner Freibad vorbei in den Ortsteil Unter Gstaad. Vorbei am prunkvollen 5 Sterne Hotel "Le Grand Bellevue" gelangt man schliesslich zum Gstaader Bahnhof. Der mondäne Ferienort bildet ein wichtiger Umsteigekontenpunkt zwischen vier PostAuto-Linien und der Montreux-Oberland Bahn.

Anschlusslinien

AB GSTAAD:

 120, Gstaad - Zweisimmen / Montreux

12.180, Gstaad - Gstaad - Col-du-Pillon - Les Diablerets

12.181, Gstaad - Lauenen - Lauenensee

12.182, Gstaad - Turbach

 

 


Last Update: 13.11.2024
Zuletzt gereist: 14.07.2024